Geschichtliches zum Stelzlhof

Der Stelzlhof im 16. bis 19. Jahrhundert – geprägt von Salz, Ehebruch und Klerus

Die erste urkundliche Erwähnung des Stelzlhofes findet sich 1568 auf der Bayernkarte von Philipp Appian. Dort ist der Hof als „befestigtes Schlösschen mit einem Turme“ abgebildet und wird als „Stotzlhof“ bezeichnet. Üblicherweise entstanden Hofnamen entweder aus den Namen ihrer Besitzer oder aus Flurbezeichnungen.

Der Stelzlhof um 1950

Der Passauer Heimatforscher Heinz Kellermann vermutet stark, dass der Stelzlhof im Zuge des Salzhandels eine gewisse Bedeutung erlangte. Das Land Bayern bemühte sich Ende des 16. Jahrhunderts die Stadt Passau vom Handel mit dem „Weißen Gold“ abzuschneiden. Die Grenze zwischen Passau und Bayern verlief entlang der heutigen in Passau gelegenen Nikolastraße. Das vom Inn heraufkommende Salz musste also vor dieser Grenze über Land zur Donau geschafft werden. die Überfuhr über die Donau befand sich genau auf Höhe des Stelzlhofes. Von hier aus wurde das Salz dann über den Goldenen Steig weiter nach Böhmen transportiert.

Durch die Hofratsprotokolle ist folgende Geschichte überliefert: Ein gewisser „Stephan Ostenperger alias Stöltzlpaur“ (=Bauer am Stelzlhof) hatte Ehebruch begangen. Daraufhin wurde er des Landes verwiesen – was bei den damaligen zahlreichen Grenzen nicht allzu weit weg gewesen sein dürfte. Seine Frau „Brigitha Ostenpergerin“ wollte jedoch gerne ihren Mann zurückhaben. 1580 wurde ihre Bitte abgewiesen, 1582 dann legte der Landrichter ein gutes Wort für sie ein: Der Fürstbischof möchte doch Gnade walten lassen, ob der „erlebten alten schwachen Hausfrau“.

Die Quellenlage für das 16., 17. und 18. Jahrhundert ist leider sehr dünn. So bleibt bisher ungeklärt, wann genau die Kirche den Hof übernahm. Unbekannt ist auch, von wann genau der Baubestand des landwirtschaftlichen Anwesens und dem dazugehörigen „Baumeisterhauses“ stammt.

Der Stelzlhof – Niederbayerns Vorzeigebetrieb für fortschrittliche Landwirtschaft

Der Stelzlhof 1849 bis 1897 – Braukunst und landwirtschaftlicher
Musterbetrieb

Im Zuge der Säkularisierung durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gelangte der Stelzlhof in private Hände. Gut dokumentiert ist die Zeit ab1849: Damals kauften die Gebrüder Jakob und Bartholomäus Hartl den Hof zusammen mit der Brauerei und der Ziegelei Hacklberg. Sie bestellten Franz Dullinger zum Verwalter. Unter seiner Führung wurde die Brauerei Hacklberg zur größten Brauerei in Passau und Umgebung. Am Stelzlhof entstand ein Musterbetrieb, der von Landwirten aus Nah und Fern
besucht wurde.

1897 erbte Karl Hellmannsberger den gesamten Besitz. Er suchte einen geeigneten Käufer und fand ihn bei der Kirche: Die Diözese Passau erwarb Brauerei und Ziegelei Hacklberg zusammen mit dem Stelzlhof für 850.000 Goldmark. Karl Hellmannsberger war ein Gönner und Förderer der bekannten Heimatdicheterin „Emerenz Meier“.

Das 20. Jahrhundert – Hungrige Seminaristen und intensive Schweinezucht:

Die Erträge aus dem Stelzlhof kamen über lange Zeit den Priesteranwärtern zugute, die in der Seminarstiftung St. Stephan ausgebildet wurden. Nonnen vom Deutschen Orden bewirtschafteten Haus, Hof und Felder am Stelzlhof bis Mitte der 60er Jahre.

Ende der 1960er Jahre war es dann vorbei mit der idyllischen Landwirtschaft. Das Gut wurde verpachtet und auf Rinder-, 10 Jahre später auf intensive Schweinezucht umgestellt. 1994 ließ die Diözese die Tierproduktion auf dem Stelzlhof einstellen, lediglich die Felder wurden noch weiter intensiv mit Maisanbau bewirtschaftet.

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